Katzen sind Projektionsfläche
Katzen sind seit Jahrhunderten ein fester Bestandteil menschlicher Haushalte und gleichzeitig Projektionsfläche für eine Vielzahl von Klischees. Sie gelten als geheimnisvoll, eigensinnig und manchmal sogar grausam. Ihre Besitzer wiederum werden nicht selten als schrullig oder zurückgezogen beschrieben. Doch welche Vorurteile über Katzen und ihre Menschen halten sich besonders hartnäckig, und was verraten sie über unser Bild von diesen faszinierenden Tieren?
Zunächst begegnet man dem Klassiker: Katzen seien arrogant, faul und nur auf ihr eigenes Wohl bedacht. Während Hunde als treue Begleiter gefeiert werden, gelten Katzen in vielen Köpfen als berechnende Opportunisten. Sie dulden den Menschen, so sagt man, lediglich als Futterspender und Türöffner. Das berühmte Bild der Katze, die morgens miaut, um ihr Frühstück einzufordern, und danach demonstrativ den besten Platz auf dem Sofa besetzt, passt perfekt in dieses Vorurteil.
Sind Katzen kleine Sadisten?
Ein weiteres Thema ist ihre angebliche Grausamkeit. Viele Menschen sehen in Katzen kleine Sadisten, die mit Mäusen oder Vögeln spielen, bevor sie diese töten. Besonders abschreckend wirkt das Klischee, dass sie ihre halbtote Beute stolz nach Hause tragen, um sie ihren Besitzern als makabres Geschenk zu präsentieren.
Die Besitzer selbst bleiben von Vorurteilen nicht verschont. Häufig werden sie als eigenbrötlerisch, übervorsichtig oder gar exzentrisch dargestellt. Das Bild der „verrückten Katzenlady“ ist allgegenwärtig: eine alleinstehende Frau, die in einer von Kratzbäumen und Katzenhaaren dominierten Wohnung lebt und ihre Tiere wie Kinder behandelt. Auch Männer mit Katzen bekommen Etiketten verpasst. Sie gelten oft als sensibel, aber auch als wenig durchsetzungsfähig.
Hinzu kommen Vorstellungen über die häusliche Situation. Kritiker behaupten, dass Katzenwohnungen stets einen unverwechselbaren „Tiergeruch“ haben, egal wie sauber sie sind. Katzenstreu, Fell und Spielzeug sollen angeblich jeden Raum erobern, während Gäste sich durch ein Labyrinth aus Körbchen und Kratzbäumen bewegen müssen. Das Bild des Besitzers, der jede Laune seiner Katze erfüllt, rundet das Vorurteil ab: Vom sofortigen Wechsel des Futters bei Missfallen bis hin zur Hinnahme von zerkratzten Möbeln.
Abgerundet werden diese Klischees durch die Annahme, dass Katzen keine echte Bindung zu Menschen aufbauen. Sie schnurren, so glauben viele, nicht aus Zuneigung, sondern aus Berechnung. Verschwände der Besitzer plötzlich, wäre das Tier vermutlich nicht traurig – solange jemand anders regelmäßig Futter bringt.
Fazit
Die Welt der Katzen und ihrer Menschen ist voller Legenden und Stereotype. Vom arroganten Stubentiger bis zur schrulligen Besitzerin reicht die Palette der Vorurteile, die Popkultur und Alltagsanekdoten immer wieder befeuern. Ob sie nun zutreffen oder nicht, bleibt am Ende jedem selbst überlassen. Sicher ist nur: Katzen bleiben geheimnisvoll – und faszinierend – genug, um noch lange Stoff für neue Geschichten und Vorurteile zu liefern.


