Neben Trianel steht auch KMW in den Startlöchern – wenn denn die Rahmenbedingungen stimmen. Andere dürften eher auf ein anderes Gesetz setzen.
Es könnte bald losgehen mit Bewerbungen zum Bau neuer Gaskraftwerke. Zumindest erweckte Schwarz-Rot nach dem Koalitionsausschuss in der vergangenen Woche diesen Eindruck. Die Pläne wurden ja auch etwas konkreter – und mutmaßlich investorenfreundlicher.
Denn die Ausschreibungsmenge der Kraftwerkskapazitäten, die erst 2045 klimaneutral sein müssen, soll steigen. Die Ausschreibungsmenge der Kraftwerkskapazitäten, die deutlich früher auf klimaneutralen Wasserstoff umsteigen müssen, soll dagegen abnehmen. Wegen Unwägbarkeiten etwa zur Verfügbarkeit und Bezahlbarkeit von Wasserstoff gilt die Variante ohne festes Umstellungsdatum vor 2045 als wirtschaftlich attraktiver.
Pläne von Iqony und RWE
Bislang haben vor allem traditionelle Kohlekraftwerkbetreiber großes Interesse am Bau neuer Gaskraftwerke gezeigt. Schon zu Zeiten der Ampel-Koalition signalisierte die Essener Iqony, früher Steag, bis zu zweieinhalb Gigawatt (GW) zubauen zu wollen. Bei RWE sollten es sogar drei GW werden. Als weitere Interessenten gelten unter anderem die Konzerne Uniper, Leag und Statkraft. Und bei den Kommunalen?
Als heißer Kandidat gilt die Aachener Stadtwerke-Kooperation Trianel. Sie plant an ihrem Kraftwerksstandort in Hamm (Nordrhein-Westfalen) den Bau eines dritten Blocks. In einer ersten Reaktion begrüßte Trianel-Chef Sven Becker grundsätzlich den Beschluss des Koalitionsausschusses. Dieser enthalte aber lediglich die groben Eckpunkte für die Kraftwerksstrategie, teilte er mit. "Zahlreiche Fragen bleiben offen, die es zügig und im Schulterschluss mit der Branche zu klären gilt."
Auch der Kraftwerkbetreiber KMW, eine Tochter der Mainzer Stadtwerke und der Wiesbadener ESWE, verfolgt mit großem Interesse, wie die Kraftwerksausschreibungen am Ende ausfallen werden. Ihr Unternehmen stehe in den Startlöchern, um einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit, zur Wärmewende und zur klimaneutralen Energiezukunft zu leisten, teilte KMW-Vorstand Oliver Malerius mit. "Vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen in der Kraftwerksstrategie stimmen."
Interessant könnten die schwarz-roten Pläne zudem für den Kraftwerksstandort Rostock werden, wo das einzige Steinkohlekraftwerk Ostdeutschlands steht. Es handelt sich um ein Gemeinschaftskraftwerk der Karlsruher EnBW und der Kölner Rheinenergie. Die Rheinenergie hält als Minderheitsgesellschafter 49,62 Prozent der Anteile.
Die geplante Einführung eines Südbonus könnte es für den Rostocker Standort allerdings schwerer machen. Noch ist nicht ganz klar, wie ein solcher Bonus ausgestaltet wird. Der Nordosten der Republik profitiert davon jedoch sicherlich nicht.
Wärmewende bei Stadtwerken im Fokus
Die Rheinenergie selbst hat aktuell andere Prioritäten. Sie baut gerade Europas größte Flusswärmepumpe. "In Bezug auf die Kraftwerksstrategie haben wir derzeit keine konkreten Pläne", teilte ein Unternehmenssprecher auf ZfK-Anfrage mit.
Auch bei den Stadtwerken München spielt die Wärmewende derzeit eine zentrale Rolle. Auf ZfK-Anfrage wies der Kommunalkonzern zudem auf ein Detail hin, das eine Teilnahme an den geplanten Kraftwerksausschreibungen für Stadtwerke unattraktiver machen dürfte. Der Fokus der Kraftwerksstrategie liege klar auf Neubauprojekten, teilte ein Sprecher mit. Spezifische Förderinstrumente für reine Modernisierungen fehlten bislang.
Tatsächlich tauchten die 2 GW an Kraftwerksmodernisierungen hin zum Wasserstoffbetrieb, die noch Teil der Ampel-Version waren, in den neuen, schwarz-roten Plänen bislang nicht auf. Zudem bleibt unklar, ob eine mögliche Wärmeauskopplung in der Kraftwerksstrategie honoriert werden würde. In der Ampel-Version spielte dies keine Rolle. Für viele Stadtwerke ist aber gerade die Wärmeerzeugung im Rahmen der Wärmewende ein wichtiger Faktor.
Sonderförderung für "Alleskönner KWK"
Für die Vergrünung bestehender Heizkraftwerke gibt es allerdings bereits ein Förderinstrument, verankert im Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWK-Gesetz). Diese Förderung läuft allerdings nach jetzigem Stand Ende 2026 aus.
Wenig überraschend forderte der Stadtwerkeverband VKU in seiner Kommentierung des Koalitionsausschusses dann auch Schwarz-Rot dazu auf, das KWK-Gesetz "schnellstmöglich" zu verlängern und zukunftsfest zu machen. "KWK-Anlagen sind die Alleskönner der Energiewende, weil sie im Gegensatz zu reinen Gaskraftwerken auf der grünen Wiese nicht nur Strom, sondern auch Wärme absichern", teilte er mit.
Sie sind ein Kommunalunternehmen und überlegen ebenfalls, an den geplanten Kraftwerksausschreibungen teilzunehmen? Dann können Sie gern unseren Autor Andreas Baumer (a-baumer@zfk.de) kontaktieren.

