Transformationsdruck: Größte Verkehrsunternehmen bündeln Kräfte
Von Daniel Zugehör
Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die Hamburger Hochbahn (Hochbahn) und die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) haben eine strategische Kooperation vereinbart. Vertreter der drei nach eigenen Angaben größten Nahverkehrsunternehmen Deutschlands unterzeichneten vor kurzem ein entsprechendes Memorandum of Understanding (MoU). Damit entstehe erstmals eine überregionale Allianz der führenden Branchenvertreter, teilten die Partner mit.
Ziel sei es, zentrale Zukunftsfragen des öffentlichen Nahverkehrs gemeinsam zu lösen, Synergien zu nutzen und einheitliche Standards zu schaffen. Die drei Unternehmen versprechen sich von der Allianz mehr Effizienz und geringere Kosten, aber auch ein verbessertes Kundenerlebnis. "Warten war gestern. Wir machen das jetzt einfach", sagte BVG-Vorstandschef Henrik Falk bei der Unterzeichnung.
2000 autonome Fahrzeuge
Im Mittelpunkt der Kooperation stehen vor allem die Einführung autonomer Fahrzeuge, der Aufbau einer digitalen Mobilitätsplattform und die Vereinheitlichung der Vertriebssysteme. Bis 2035 sollen in Berlin, Hamburg und München bis zu 2000 autonome Fahrzeuge den Nahverkehr ergänzen. Eine neue App mit dem Namen "MAX" soll künftig Bus, Bahn und geteilte Mobilitätsangebote in einer Anwendung bündeln.
Zudem sollen die Vertriebssysteme überregional vereinheitlicht und digitalisiert werden, um den Fahrgästen ein nahtloses Kundenerlebnis zu bieten. Damit wollen die Partner verhindern, dass parallel laufende Einzelprojekte entstehen und Ressourcen nicht effizient genutzt werden. Stattdessen setzen sie auf schlanke Strukturen und eine gemeinsame Steuerung über einen neu gegründeten Lenkungskreis.
Branche im Wandel
Die Mobilitätsbranche steht durch Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz vor tiefgreifenden Veränderungen. Projekte wurden bislang meist lokal entwickelt. Die Allianz von BVG, Hochbahn und MVG will nun skalierbare Lösungen schaffen, die über Stadtgrenzen hinaus wirken. Hochbahn-Chef Robert Henrich erklärte, man wolle die Chancen neuer Technologien nutzen, um attraktive Mobilitätslösungen nah am Kunden umzusetzen.
MVG-Chef Ingo Wortmann hob hervor, dass die Kooperation nicht nur den Fahrgästen zugutekommen solle. Auch die gesamte Branche könne profitieren, wenn die Industrie künftig standardisierte Systeme auf den Markt bringe. Die Herausforderungen der Verkehrswende im ÖPNV benannte Wortmann auch im Interview mit der ZfK vor rund einem Jahr. Und forderte mehr finanzielles Engagement von Bund und Ländern.
Das Memorandum tritt sofort in Kraft und ist unbefristet angelegt. Die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen ist in mehreren Stufen bis 2035 vorgesehen. Insgesamt könnten so mehr als sieben Millionen Einwohnerinnen und Einwohner in Berlin, Hamburg und München davon profitieren.



