Das Deutschlandticket bleibt, wird aber teurer
Der Preis des Deutschlandtickets im Nahverkehr soll im kommenden Jahr von derzeit 58 Euro auf 63 Euro im Monat steigen. Das beschloss die Verkehrsministerkonferenz in München. Bereits zu Jahresbeginn war der Preis von 49 auf 58 Euro gestiegen. Außerdem beschlossen die Minister, das Deutschlandticket bis mindestens 2030 fortzuführen.
Das Deutschlandticket gibt es seit Mai 2023. Es wird nach Branchenangaben von rund 14 Millionen Menschen genutzt und ermöglicht bundesweit Fahrten im öffentlichen Regional- und Nahverkehr.
Fester Mechanismus soll Preisdebatten beenden
Von 2027 an soll der Preis dann nach einem festen Mechanismus gebildet werden, erklärte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) nach der Konferenz. Basis dieses Mechanismus wird ein Kostenindex sein, der bis zur Verkehrsministerkonferenz im Herbst dieses Jahres erarbeitet werden soll. Einfluss finden zum Beispiel Lohn- und Energiekosten, so Bernreiter. Die Nutzer und Verkehrsunternehmen hätten dann Klarheit.
Der Bund sei bereit, für das Ticket bis 2030 gesichert 1,5 Milliarden Euro pro Jahr zur Verfügung zu stellen, sagte Bernreiter weiter. Die Länder geben ebenfalls 1,5 Milliarden Euro.
Stefan Schnorr, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, sprach von einem guten Tag. Es gebe Klarheit, dass das Ticket dauerhaft Bestand habe. Der Bund habe die Mittel für die kommenden Jahre zugesagt, trotz knapper Kassen. Zur Finanzierung werde es keine Hängepartie mehr geben.
VDV sieht die Lücke nicht geschlossen
Das sieht der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ein wenig anders. Immerhin: Auch mit der Preiserhöhung bleibe das Deutschland-Ticket hoch attraktiv, teilt der Verband mit. "Unsere Vorschläge zur Entwicklung eines spezifischen Preisindex liegen vor", heißt es in einer Pressemitteilung. Jetzt sei es endlich möglich, den Index gemeinsam zu definieren und das künftige Vorgehen festzulegen.
Aber: "Die Preiserhöhung im Rahmen der Kostenentwicklung schließt allein die Finanzierungslücke für 2026 nicht". Die Branche müsse sich nun verstärkt auf die Werbung, den Vertrieb des Tickets und weitere Tarifvereinfachungen im ÖPNV konzentrieren. Die Verkehrsunternehmen müssten jetzt dazu beitragen, die nicht geschlossene Finanzierungslücke durch mehr Verkäufe zu schließen. "Insofern begrüßen wir, dass die Länder in ihrem Beschluss der Notwendigkeit einer starken gemeinsamen Werbeoffensive zur Hebung der Verkaufspotenziale, vor allen Dingen beim ‘Deutschlandticket Job’, zustimmen", teilt der VDV mit
Seit Jahren streiten Bund und Länder über die Finanzierung. Knackpunkt ist die Frage, wie die erwarteten Mehrkosten bei den Verkehrsunternehmen, über die drei Milliarden Euro pro Jahr hinaus, die Bund und Länder bisher zusammen bereitstellen, ausgeglichen werden sollen. Ohne eine Dynamisierung der drei Milliarden Euro von Bund und Ländern drohe bereits 2026 eine massive Finanzierungslücke von prognostizierten 800 Millionen Euro, hatte Alexander Möller, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) für den Bereich ÖPNV, im Vorfeld der Konferenz gesagt.
Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte im Vorfeld die höheren Preise. Es habe ein Versprechen aus dem Koalitionsvertrag der Bundesregierung gegeben, den Preis des Tickets bis 2029 stabil zu halten. Einsparpotenziale sollten dagegen bei den oftmals verkrusteten Verwaltungsstrukturen des öffentlichen Verkehrs gesucht werden. (wa/dpa)



