Bayreuths Stadtwerke brechen Wasserstoffprojekt ab

Von Jürgen Walk

Die Stadtwerke Bayreuth haben ihre Pläne für ein umfassendes Wasserstoffprojekt zur Umstellung der Busflotte auf lokal emissionsfreie Antriebe offiziell beendet. Die bittere Erkenntnis: Wasserstoff ist für den Bayreuther Nahverkehr unter den gegebenen Voraussetzungen wirtschaftlich nicht mehr konkurrenzfähig. Künftig richten die Stadtwerke ihren Blick daher auf batterieelektrische Busse. 

Ursprünglich galt Wasserstoff für die oberfränkische Stadt als die wirtschaftlich sinnvollste Option. Das zumindest hatte eine im Jahr 2023 abgeschlossene Machbarkeitsstudie eines Ingenieurbüros ergeben. Damals waren die getesteten Reichweiten von Elektro­bussen im Winter zu gering, um den bestehenden Fahrplan ohne eine deutliche Aufstockung der Fahrzeugflotte aufrechtzuerhalten. Nicht zuletzt verfügten die Stadtwerke auch über hohe Kompetenzen beim Thema Gas. "Deswegen haben sich die Stadtwerke in Richtung Wasserstoff orientiert", erklärt Geschäftsführer Markus Rützel.

Auch die Abwärme wäre genutzt worden

Das geplante Projekt sah den Bau eines Elektrolyseurs sowie einer Wasserstofftankstelle auf dem Gelände des Busdepots vor. Der Elektrolyseur sollte mit lokal erzeugtem Ökostrom betrieben werden. Die entstehende Abwärme wiederum war für die Beheizung eines neuen Stadtwerke-Gebäudes vorgesehen. Auch fremde Nutzfahrzeuge hätten die Tankstelle mitbenutzen können. 

"Wir hatten ein deutschlandweit führendes Leuchtturmprojekt entwickelt, das die Sektoren Wärme, Energie und Verkehr gleichermaßen adressierte", sagt Rützel. Förderzusagen über sieben Millionen Euro vom bayerischen Wirtschaftsministerium lagen bereits vor. Doch die Finanzierungsgrundlage geriet immer stärker ins Wanken und schweren Herzens müssen sich die Stadtwerke nun von diesem Projekt trennen. 

Bei der 2023 beantragten Förderung für die Mehrkosten der Wasserstoffbusse ging Bayreuth beim Bund leer aus. Außerdem sprangen erste Partner ab, die die Tankstelle mitnutzen wollten. Ein Jahr später schließlich stellte die Bundesregierung ihr Förderprogramm für Wasserstoffbusse komplett ein. "Gute Projekte allein genügen jedoch nicht, wenn die Rahmenbedingungen vor Ort – beispielsweise hinsichtlich der Busförderung – nicht stimmen", betont Rützel rückblickend.

Die Elektrobusse sind besser geworden

Parallel dazu verbesserten sich aber Reichweiten und Einsatzmöglichkeiten batterieelektrischer Busse spürbar. Die Stadtwerke bewerteten daher ihre Strategie neu. Und die habe ergeben, "dass Wasserstoff für uns nicht mehr die erste Wahl ist", erläutert der Geschäftsführer. Unter den veränderten Voraussetzungen sei Wasserstoff wirtschaftlich nicht mehr konkurrenzfähig, während Elektrobusse inzwischen einen ganzen Betriebstag in Bayreuth ohne Zwischenladung absolvieren könnten.

Der Fokus liegt daher künftig beim Aufbau der Ladeinfrastruktur. Und die kann mit der Anzahl der Fahrzeuge wachsen. Anders als eine Wasserstofftankstelle oder ein Elektrolyseur lässt sich die Elektromobilität nach und nach erweitern, wodurch die Investitionskosten gestaffelt werden. "Zur Wahrheit gehört auch, dass dies für uns ein Vorteil ist", so Rützel. Die Stadtwerke stehen ohnehin vor hohen Ausgaben für die Modernisierung der Strom- und Fernwärmenetze.

In den kommenden Jahren soll die Busflotte daher vorrangig mit batterieelektrischen Fahrzeugen ergänzt werden. Eine Projektgruppe arbeitet bereits an einem Konzept, das die konkreten Möglichkeiten und Zeitpläne untersucht. 

Bis zur vollständigen Umstellung setzen die Stadtwerke weiterhin auf ihre Biogasbusse, die aktuell etwa 80 Prozent der Flotte ausmachen. Rützel betont: "Wir verschließen uns nicht vor der Zukunft, sondern arbeiten aktiv an den entsprechenden Lösungen."

Lesen Sie weiter mit Ihrem ZfK-Abonnement

Erhalten Sie uneingeschränkten Zugang zu allen Inhalten der ZfK!

✓ Vollzugriff auf alle ZfK-Artikel und das digitale ePaper
✓ Exklusive Analysen, Hintergründe und Interviews aus der Branche
✓ Tägliche Branchen-Newsletter mit den wichtigsten Entwicklungen

Ihr Abonnement auswählen

Haben Sie Fehler entdeckt? Wollen Sie uns Ihre Meinung mitteilen? Dann kontaktieren Sie unsere Redaktion gerne unter redaktion@zfk.de.

Home
E-Paper