Redispatch-Prognose: Kosten um vier Milliarden Euro nach unten korrigiert

Von Andreas Baumer

Die neue Netzentgelt-Saison steht in den Startlöchern. Am 1. Oktober werden die Übertragungsnetzbetreiber ihre vorläufigen Netzentgelte für das Folgejahr veröffentlichen. Bis zum 15. Oktober ziehen die Verteilnetzbetreiber nach.

Neben den Netzausbaukosten machen auch die Kosten für das Netzengpassmanagement immer einen größeren Anteil der Netzentgelte aus. Die gute Nachricht hierbei: Erneut haben die Übertragungsnetzbetreiber ihre Kostenprognosen für die Folgejahre gesenkt.

Das dürfte sich auch auf die Übertragungsnetzentgelte niederschlagen, die in diesem Jahr bei durchschnittlich 6,65 Cent pro Kilowattstunde (kWh) liegen. Auch dank eines üppigen Bundeszuschusses dürften die Netzentgelte im nächsten Jahr spürbar sinken.

3,1 Milliarden Euro im kommenden Jahr

Von den Übertragungsnetzbetreibern werden für das kommende Jahr nur noch 3,1 Milliarden Euro an Engpassmanagement-Kosten angenommen. Das ist fast eine Milliarde Euro weniger als in der Vorjahresprognose.

Ein vergleichbarer Trend ist für die Folgejahre zu erkennen. Im Jahr 2027 sollen die Kosten auf 3,0 Milliarden Euro sinken. Das wären 1,4 Milliarden Euro weniger. Im Jahr 2029 würden die Kosten dann unter die Drei-Milliarden-Euro-Marke fallen. Insgesamt würden die Kosten für die Jahre 2026 bis 2028 fast vier Milliarden Euro unterhalb der Vorjahresprognose liegen.

Redispatch als Kostentreiber

Hauptkostentreiber von Netzengpassmanagement-Kosten sind sogenannte Redispatch-Maßnahmen. Gemeint sind vom Netzbetreiber angeordnete Eingriffe in den ursprünglich geplanten Fahrplan von Kraftwerken, um Netzüberlastungen im Stromnetz vorzubeugen oder zu beheben.

Die Zahl solcher Eingriffe hat in den vergangenen Jahren zugenommen und dürfte weiter hoch bleiben, solange der Netzausbau dem Erneuerbaren-Ausbau hinterherhinkt. Häufig werden an windreichen Tagen Windkraftanlagen in Norddeutschland abgeschaltet und fossile Kraftwerke im Süden zugeschaltet, um Leitungen und Umspannwerke nicht zu überlasten oder die Spannung aufrechtzuerhalten.

In der Energiekrise waren die Kosten für das Netzengpass-Management drastisch gestiegen. Im Jahr 2022 fielen 4,2 Milliarden Euro an. Wesentlicher Grund dafür waren die stark gestiegenen Preise an den Strombörsen. Doch bereits in den beiden Folgejahren waren die Kosten wieder rückläufig. Im Jahr 2024 beliefen sie sich auf 2,7 Milliarden Euro. Auch die eingesetzten Strommengen gingen im Vergleich zum Vorjahr zurück.

Netzausbau zeigt Wirkung

Die Übertragungsnetzbetreiber führen den Kostenrückgang unter anderem auf den beschleunigten Netzausbau zurück. "Wir sehen in unseren Analysen für die Jahre 2028 bis 2030 einen massiven Rückgang der Redispatch-Mengen", sagte Thomas Dederichs, Leiter Systementwicklung beim Übertragungsnetzbetreiber Amprion, jüngst beim BET-Energieforum in Aachen. Demnach wird Ultranet 2026 fertiggestellt. 2027 folgen A-Nord und der erste Teil von Suedostlink sowie 2028 Suedlink. Ab 2030 könnten die Redispatch-Maßnahmen nach Dederichs' Einschätzung erneut zunehmen.

Für ihre Prognose haben die Übertragungsnetzbetreiber für die Jahre 2026 und 2028 Systemanalysen durchgeführt. Für 2027 wurde keine gesonderte Systemanalyse durchgeführt.

Mehr zum Thema aus dem ZfK-Archiv:

"Netzausbau wirkt": Amprion-Experte erklärt Redispatch-Rückgang

Redispatch-Prognose: Kosten um neun Milliarden Euro nach unten korrigiert

370 Millionen Euro in einem Monat: Höchste Redispatch-Kosten seit Energiekrise

Lesen Sie weiter mit Ihrem ZfK-Abonnement

Erhalten Sie uneingeschränkten Zugang zu allen Inhalten der ZfK!

✓ Vollzugriff auf alle ZfK-Artikel und das digitale ePaper
✓ Exklusive Analysen, Hintergründe und Interviews aus der Branche
✓ Tägliche Branchen-Newsletter mit den wichtigsten Entwicklungen

Ihr Abonnement auswählen

Haben Sie Fehler entdeckt? Wollen Sie uns Ihre Meinung mitteilen? Dann kontaktieren Sie unsere Redaktion gerne unter redaktion@zfk.de.

Home
E-Paper