EU-Gasspeicher sind zu 80 Prozent gefüllt

Die Gasspeicher der EU-Länder haben in dieser Woche die 80-Prozent-Füllstandsmarke überschritten. Damit sind insgesamt 920 Terawattstunden (TWh) Arbeitsgas in den EU-Gasspeichern eingespeichert.

Seit zu Beginn der Sommersaison im April der Füllstand bei 33 Prozent lag, wurden insgesamt rund 530 TWh Arbeitsgas eingespeichert. Deutschland speicherte dabei mit rund 120 TWh am meisten ein, gefolgt von Italien mit rund 100 TWh und Frankreich mit rund 80 TWh.

Mit 80 Prozent liegt der Füllstand der EU-Gasspeicher circa sechs Prozentpunkte unter dem 5-Jahres-Durchschnitt und rund 13 Prozentpunkte unter dem Füllstand des Vorjahres, Mitte September 2024.
 

Ungarn und Niederlande mit größten Defiziten

Die größten Defizite weisen Ungarn und die Niederlande auf, hier liegen die Defizite gegenüber der 5-Jahres-Norm bei jeweils rund 14 Prozent. In Ungarn ist dies die Folge der rückläufigen russischen Gasimporte (Wegfall Ukraine Transit) und einer bisher noch nicht abgeschlossenen Diversifizierungsstrategie des Gasbezugs.

In den Niederlanden macht sich die weiter rückläufige Gasförderung und die Tatsache bemerkbar, dass der Füllstand zum Ende des Winters auf rund 20 Prozent und damit auf den niedrigsten Stand aller EU-Länder gefallen war.

Die deutschen Gasspeicher sind zu 76 Prozent gefüllt (Vorjahr: 96 Prozent). Damit sind mit insgesamt 190 TWh Arbeitsgas rund 50 TWh weniger einspeichert als noch im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt.

Speicherziel 90 Prozent erreichbar

Sofern der Oktober noch mit milden Temperaturen aufwarten sollte und die Einspeicherung im bisherigen Maße weitergeht, ist ein Füllstand der EU-Gasspeicher zum 1. November von 90 Prozent erreichbar. Im optimalen Falle könnte der Füllstand bis Mitte November auch über 93 Prozent ansteigen.

Verlaufen die Einspeicherungen im Folgenden jedoch auf dem niedrigen Niveau des Vorjahres (damals waren die Speicher schon voll), würde das 90-Prozent Ziel verfehlt werden.

Mit den im Juni dieses Jahres eingeführten flexiblen Gasspeicherzielen, die eine flexible Frist für die Erreichung des 90-Prozent-Ziels zwischen 1. Oktober und 1. Dezember vorsehen, sollte für die meisten Szenarien ausreichend Flexibilität bestehen.

Speichergas könnte nicht ausreichen

Die Frage, ob die flexiblen Speicherziele (insbesondere in Deutschland für die großen Porenspeicher) ausreichend Spielraum auch im Falle eines Kaltwinters bieten, wird unter den Marktteilnehmern unterschiedlich bewertet.

Der größte Speicher Deutschlands in Rehden war vor einem Jahr zu 95 Prozent gefüllt. Während des folgenden Winters wurden insgesamt 40 TWh von dort ausgespeichert. Aktuell sind dort nur 12 TWh eingespeichert und der Füllstand kämpft sich mühsam in Richtung des 45-Prozent-Ziels (circa 20 TWh) zum 1. November.

In Deutschland entleerten sich die Gasspeicher den letzten Winter hindurch um 170 TWh. Damit fiele bei konservativer Projektion der verbleibenden Einspeicherungen der Füllstand auf 15 Prozent zum Ende des nächsten Winters.

Der letzte Winter war bis auf Dunkelflauten und kurze Kältewellen deutlich wärmer als die Norm. Im Falle eines Kaltwinters könnte der Ausspeicherungsbedarf in Deutschland deutlich über 200 TWh liegen. Die eingespeicherten Mengen könnten dann nicht ausreichen.

Unser Kolumnist Joachim Endress ist Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Ganexo. Er analysiert wöchentlich die aktuellen Entwicklungen im Gasmarkt für das ZfK-Morning Briefing.

Der Titel seiner letzten Analyse lautet: "LNG-Importe sinken auf Jahrestief"

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