"Nachhaltigkeitsdaten sind ein Muss für zukunftsfähige Stadtwerke"
Von Hans-Peter Hoeren
Die Stadtwerkegruppe Thüga hat ihren dritten Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Der Bericht für die Jahre 2023/2024 präsentiert die neue Klimastrategie des Unternehmens.
"Der Bericht ist unser strategischer Kompass. Wir fokussieren uns auf fünf zentrale Themenfelder – definieren klare Ziele und die erforderlichen Maßnahmen und steuern über transparente Kennzahlen, wo wir stehen", erklärt Anne Rethmann, Vorständin für Finanzen und Nachhaltigkeit auf ZfK-Anfrage. So mache man Fortschritte sichtbar. Dies helfe, Nachhaltigkeit systematisch weiterzuentwickeln.
Resilienz kritischer Infrastrukturen/Förderung eines vielfältigen Arbeitsumfelds
Im Fokus stehen fünf strategische Themenfelder, die über eine doppelte Wesentlichkeitsanalyse identifiziert wurden: Klimaschutz, Versorgungssicherheit, Digitalisierung und Cybersicherheit, Arbeitsbedingungen und Chancengleichheit sowie Materialwirtschaft und Lieferantenmanagement.
Diese Themen bilden die Grundlage für die nachhaltige Weiterentwicklung und strategische Steuerung des Konzerns. Von der Transformation der Energieversorgung über die Stärkung der Resilienz kritischer Infrastrukturen bis hin zur Förderung eines vielfältigen und fairen Arbeitsumfelds.
Klimastrategie bis 2045
Ein zentrales Element des Berichts ist laut Angaben des Unternehmens die neue Klimastrategie, mit der sich der Konzern zur Treibhausgasneutralität bis spätestens 2045 bekennt. Dabei berücksichtigt sie nicht nur die Emissionen im direkten Einflussbereich, sondern auch in der Wertschöpfungskette einschließlich der Beteiligungen.
"Rund 80 Prozent unserer Emissionen entstehen bei unseren Beteiligungen. Als Holding begleiten wir die Stadtwerke aktiv – mit Daten, Beratung und gemeinsamen Standards", betont Rethmann.
Soziale Nachhaltigkeit zahlt sich aus
Auch auf der sozialen Nachhaltigkeit liege ein besonderes Augenmerk. Mit einer Gesundheitsquote von über 95 Prozent, einer Fluktuationsrate von unter vier Prozent und einem breiten Weiterbildungsangebot zeige die Thüga, dass sich soziale Nachhaltigkeit auszahle und zur Zukunftsfähigkeit des Konzerns beitrage.
Highlights des Berichts:
- Methan-Detektion mit Hightech: Ein vollelektrisches Messfahrzeug spürt Lecks im Gasnetz auf. Das Ergebnis sind über 50 Prozent weniger Methanemissionen seit 2022.
- Größte Ladeinfrastruktur-Betreiberin: Mit rund 11.000 Ladepunkten ist die Thüga-Gruppe führend in Deutschland und treibt die Mobilitätswende aktiv voran.
- 3,7 Milliarden Euro für die Energiewende: Die Unternehmen der Thüga-Gruppe haben 2024 massiv in Infrastruktur, Versorgungssicherheit und Klimaschutz investiert – ein starkes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit der kommunalen Energiewirtschaft.
Die Thüga verteidigt damit nach eigenen Angaben ihren Prime-Status beim ESG-Rating und gehört weiterhin zu den Top 10 Prozent der Branche. Das Rating habe sich sogar auf C+ verbessert, besonders stark sei das Unternehmen in den Bereichen "Mitarbeitende und Lieferanten" sowie "Umweltbilanz".
"Auch in dieser regulatorischen Übergangszeit mit dem laufenden Omnibus-Verfahren gilt: Nicht abwarten, sondern Nachhaltigkeit weiter vorantreiben."
Der Bericht wurde erneut in Übereinstimmung mit den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) erstellt und enthält bereits Elemente der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Damit bereitet sich der Konzern auf die künftige gesetzliche Berichtspflicht nach der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vor.
Trotz offener Fragen im Rahmen des Omnibus-Verfahrens sei jetzt nicht die Zeit, auf Pause zu drücken, so Rethmann gegenüber der ZfK. "Wir begrüßen die geplanten Vereinfachungen, sehen aber aktuell viel Unsicherheit – etwa bei Schwellenwerten oder ESRS-Anforderungen." Dennoch gelte auch in dieser Übergangszeit: "Nicht abwarten, sondern Nachhaltigkeit weiter aktiv vorantreiben."
Nachhaltigkeitsdaten ermöglichten erst Transparenz und damit Steuerung und würden zunehmend eine wichtige Bedeutung auch für die Finanzierung der Unternehmen haben. "Auch ohne Berichtspflicht sind sie deshalb ein Muss für zukunftsfähige Stadtwerke."
"VSME-Standard kann gute Orientierung geben"
Nicht jedes Stadtwerk müsse alles berichten – aber jedes sollte wissen, was für seine Stakeholder relevant und wichtig ist. Ein schlanker, freiwilliger Standard wie der freiwillige KMU-Standard der EU, der VSME, könne dabei eine gute Orientierung geben. "Dabei ist es wichtig, neben relevanten gesetzlichen Anforderungen die Anforderungen der verschiedenen Zielgruppen, seien es Kundinnen und Kunden oder auch Banken, im Blick zu behalten", so die Thüga-Vorständin weiter.



