Von Andreas Baumer
Ein ganzer Schwung an kleinen Versorgern verlässt zum Jahresende den deutschen Energiemarkt. Wie frische Daten der Bundesnetzagentur zeigen, haben zehn Energievertriebe angekündigt, ihre Strom- beziehungsweise Gaslieferungen an Haushaltskunden einzustellen. Damit wächst die Zahl der Unternehmen in diesem Jahr, die aus der Energieversorgung aussteigen oder bereits ausgestiegen sind, auf 17. Das sind vier Beendigungsanzeigen mehr, als im gesamten Vorjahr eingegangen waren.
Zum Jahresende werden vier Grundversorger ihre Energielieferungen beenden. Darunter befinden sich die Stadtwerke Bönnigheim in Baden-Württemberg. Am 18. September hatte der örtliche Gemeinderat diesen Schritt beschlossen. Details wurden nicht genannt. Eine ZfK-Anfrage blieb zunächst unbeantwortet. Bönnigheim hat mehr als 8000 Einwohner.
Gesetzlich sind Versorger verpflichtet, mindestens drei Monate im Voraus der Bundesnetzagentur die Beendigung der Liefertätigkeit mitzuteilen. Schon jetzt wird als Ansprechpartner für Gaskunden der Stadtwerke Bonnigheim die Heilbronner Versorgungs GmbH genannt. Der Grundversorgungstarif liegt zurzeit bei gut 10 Cent pro kWh.
"Besonders für kleine Versorger große Belastung"
Auch die Gemeindewerke Rheinzabern in der Südpfalz verabschieden sich zum Jahresende aus der Energieversorgung. Sie sind in ihrem Netzgebiet bislang Strom-Grundversorger. In einer Kundeninformation verweist das Unternehmen auf einen dynamischen und herausfordernden Strommarkt, hohen bürokratischen Aufwand und erschwerte Planbarkeit. "Besonders für kleinere Energieversorger bedeutet dies eine große Belastung, da sie mit begrenzten Herausforderungen auf diese Herausforderungen reagieren müssen", heißt es.
Künftig werden die benachbarten Stadtwerke Bad Bergzabern in Rheinzabern als Netzbetreiber, Stromanbieter und Grundversorger sowie grundzuständiger Messstellenbetreiber in Rheinzabern auftreten. Durch eine sogenannte stille Beteiligung erhält die Ortsgemeinde Rheinzabern eine Gewinnbeteiligung pro Kunde und Verbrauch
Für Kunden der Gemeindewerke Rheinzabern wird es damit nach eigener Aussage günstiger. 44 Cent pro kWh müssen grundversorgte Kunden derzeit in der südpfälzischen Ortsgemeinde zahlen. Der Grundversorgungstarif der Stadtwerke Bad Bergzabern liegt dagegen bei 37 Cent pro kWh. Im Informationsblatt heißt es zudem: "Die Stadtwerke Bad Bergzabern planen, die Strompreise ab dem 01.01.2026 deutlich zu senken."
"Immer intensiverer Wettbewerb"
Ähnliche Gründe für die Einstellung ihres Energievertriebs nennt die Energieversorgung Südbaar im Süden Baden-Württembergs. "Der Energiemarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert: Steigende regulatorische Anforderungen, komplexere Prozesse und ein immer intensiverer Wettbewerb durch große Anbieter", schreiben sie auf ihrer Internetseite. "Damit sind auch die Herausforderungen für uns als regionales Unternehmen stetig gewachsen."
Ende dieses Jahres soll also Schluss sein mit der Strom- und Gasversorgung. Dann soll die Naturenergie Hochrhein die Belieferung übernehmen. Den Netzbetrieb will die Energieversorgung Südbaar übrigens beibehalten.
Derzeit ist die Energieversorgung Südbaar noch Grundversorger im eigenen Netzgebiet. Grundversorgte Stromkunden zahlen aktuell 39 Cent pro kWh, grundversorgte Gaskunden 11 Cent pro kWh.
Familienbetrieb gibt auf
Weitere Versorger, die aus dem deutschen Strom- und Gasvertrieb für Haushaltskunden aussteigen, sind laut Bundesnetzagentur die Ibaenergie (Chemnitz), Emil Energie (Saarbrücken), Raiffeisen Waren (Kassel), Urbania (Weinheim, Baden-Württemberg), MG Energie (Hiddenhausen, Nordrhein-Westfalen) und die Energieallianz Austria (Wien). Emil Energie begründet ihre Entscheidung dabei so: "Der Energiemarkt hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, was die Wettbewerbssituation kleinerer Anbieter zunehmend belastet."
Schon länger bekannt ist, dass die Firma "Rupert Buchauer – E-Werk und Elektrotechnik" zum Jahresende aus der Stromversorgung ausscheiden wird. Das oberbayerische Familienunternehmen startete 1904, als Josef Buchauer eine Sägemühle zu einem Wasserkraftwerk umbaute. Mittlerweile wird das Unternehmen in vierter Generation geführt.
Anmerkung: Bei allen genannten Kilowattstundenpreisen handelt es sich um gerundete Arbeitspreise. Leistungspreise wurden nicht berücksichtigt.
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