Google: Online-Reputation entscheidet jetzt über Sichtbarkeit im Internet

Von: Jonas Paul Klatt,
Gründer
der auf Reputationsmanagement spezialisierten
OnRep Consulting
Seit dem 26. März 2025 hat sich die Google-Suche in Deutschland radikal verändert – und viele Unternehmen haben das volle Ausmaß noch nicht erkannt. Statt einer Liste von Links zeigt Google bei immer mehr Suchanfragen direkt generierte Antworten an. Diese sogenannten "KI-Übersichten" sollen dem Nutzer die bestmögliche Information liefern – ohne dass er auf eine Website klicken muss.
Was das für Unternehmen bedeutet? Wer nicht in diesen automatisierten Antworten auftaucht, verliert Sichtbarkeit. Und mit der Sichtbarkeit verschwinden Reichweite, Vertrauen – und letztlich auch Umsatz.
Online-Reputation wird zur digitalen Währung
In der neuen Google-Welt entscheidet nicht mehr allein eine gut optimierte Website darüber, ob ein Unternehmen gefunden wird. Stattdessen analysiert die KI, welche Quellen im Netz glaubwürdig, aktuell und vertrauenswürdig sind. Hier rückt die Online-Reputation in den Mittelpunkt.
Google funktioniert jetzt wie ein digitaler Berater – die KI filtert Informationen und gibt nur die besten, vertrauenswürdigsten Antworten weiter. Wer online kein verlässliches Bild abgibt, wird ignoriert.
Die neuen Maßstäbe: E-E-A-T statt SEO-Tricks
Google bewertet Websites und Unternehmen künftig nach vier Hauptkriterien – bekannt unter dem Kürzel E-E-A-T:
- Experience (Erfahrung): Zeigt die Seite, dass reale Erfahrungen eingebracht wurden (zum Beispiel persönliche Tipps, Fallberichte)?
- Expertise: Verfügt die Autorin/der Autor über Fachwissen zum Thema?
- Authoritativeness (Autorität): Wird das Unternehmen oder die Marke in der Branche anerkannt?
- Trustworthiness (Vertrauen): Gibt es Bewertungen, Gütesiegel, Kundenfeedback oder transparente Kontaktmöglichkeiten?
Diese Signale holt sich die KI nicht nur von der Website selbst, sondern aus dem gesamten Internet – aus Foren, Bewertungsportalen, sozialen Netzwerken und Medienquellen. Google schaut auf das große Ganze. Ein schlechter Bewertungsschnitt auf Google Maps oder Trustpilot? Schlechte Voraussetzungen. Fehlende Autorenschaft oder kein Impressum auf der Website? Ebenfalls problematisch.
Warum KMUs besonders handeln müssen
Viele kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) sind besonders betroffen – weil sie sich in den letzten Jahren vor allem auf klassische Suchmaschinenoptimierung verlassen haben. Mit dem KI-Update ist diese Strategie von gestern. Beispiel: Ein Zahnarzt mit einer gut gepflegten Website taucht plötzlich nicht mehr auf, wenn Nutzer nach "Zahnarzt mit Angstpatienten-Erfahrung" oder "Schonende Zahnreinigung Berlin" suchen. Stattdessen zeigt Google eine Antwort mit Empfehlungen, die auf Forenbeiträgen, Bewertungen und Fachartikeln basiert – möglicherweise ohne den Zahnarzt auch nur zu erwähnen. Was fehlt? Sichtbare Erfahrung, echte Kundenstimmen, externe Quellen, die ihn als Experten bestätigen.
Reputationsmanagement: Was jetzt zählt
Wer weiterhin bei Google sichtbar bleiben will, muss gezielt daran arbeiten, seine Online-Reputation auszubauen. Dazu gehört weit mehr als ein hübscher Webauftritt:
- Bewertungen aktiv einholen
- Positive Erfahrungen sichtbar machen
- Fachwissen unter Beweis stellen
- Strukturierte Inhalte bereitstellen
- Presse und Medien nutzen
Beispiel aus der Praxis: Wie ein Handwerksbetrieb jetzt handeln kann
Ein Sanitärbetrieb aus Düsseldorf verzeichnete bereits kurz nach dem Update einen deutlichen Rückgang der Website-Aufrufe. Bisher war man gut bei Suchanfragen wie "Rohrbruch Notdienst" oder "Wasserschaden Bad" gelistet. Nun erscheinen Schritt-für-Schritt-Anleitungen und KI-generierte Tipps – ohne Hinweis auf das Unternehmen.
Die Gegenstrategie:
- Google-Business-Profil aufgewertet mit echten Fotos, 5 neuen Bewertungen, Q&A-Bereich
- Blog-Serie gestartet: "Aus dem Alltag eines Notdienst-Teams" – inklusive Erfahrungsberichte und Tipps
- Kundenfeedback eingefordert mit einem einfachen QR-Code auf Rechnungen
- Instagram-Reels veröffentlicht, in denen kleine Reparaturtipps gezeigt werden
Der Effekt: Erste Anzeichen zeigen, dass Google das Unternehmen wieder als Quelle für "praktische Expertise" wahrnimmt. Die Sichtbarkeit über das Google-Unternehmensprofil steigt bereits.
Fazit: Die neue Sichtbarkeit basiert auf Vertrauen
Das Google-Update vom 26. März hat die Karten neu gemischt – und der Algorithmus belohnt nicht mehr nur Technik und Keywords, sondern Vertrauen und echte Erfahrung. Für Unternehmen bedeutet das: Die eigene Online-Reputation ist heute das wertvollste Kapital im digitalen Raum.
Wer sichtbar bleiben will, muss sich als verlässliche Quelle etablieren – nicht nur auf der eigenen Website, sondern überall dort, wo die KI hinschaut. Der neue Leitsatz lautet: "Vertrauenspunkte statt Traffictricks".
Denn, wer heute wie ein Experte wirkt, wird morgen zur KI-Antwort. Wer nur aussieht wie Werbung, fliegt raus.


