Schrittweise zur Klimaneutralität durch Hybridheizungen
Von Jürgen Walk
In älteren Häusern, die schlecht gedämmt sind und keine Fußbodenheizung besitzen, können reine Wärmepumpen-Lösungen zuweilen an ihre Grenzen stoßen. Grund dafür sind einerseits die niedrigeren Vorlauftemperaturen, andererseits die hohen Investitionskosten für große Wärmepumpen. Darauf weist der Verband "Die Gas- und Wasserstoffwirtschaft" hin. Als eine mögliche Brückentechnologie empfiehlt der Verband Gas-Hybridheizungen.
Diese Hybridheizungen können demnach eine wirtschaftlich sinnvolle und praxistaugliche Alternative in Quartieren mit unsanierten Gebäuden sein. Gas-Hybridheizungen kombinieren eine kleiner dimensionierte Wärmepumpe mit einer Gasbrennwertheizung. Sie eignen sich nach Verbandsangaben deswegen vor allem für unsanierte Gebäude, da sie auch ohne umfassende Dämmmaßnahmen effizient arbeiten.
Modellversuch in den Niederlanden
Wie das in der Praxis aussieht, darüber berichtet Julian Bonato, Geschäftsführer der MHG Heiztechnik aus Buchholz in der Nordheide. Bonato verwies auf die Ergebnisse eines Modellprojekts in den Niederlanden. Durch den Einsatz von Hybridsystemen in 200 Bestandsgebäuden waren erhebliche Reduzierungen sowohl bei Gas als auch bei Energiekosten möglich. Im Durchschnitt wurden 75 Prozent des Gasverbrauchs und 60 Prozent der laufenden Energiekosten eingespart.
Statt einer reinen Wärmepumpenlösung mit 12-kW-Anlagen erhielten die Häuser, die in den 60er bis 80er Jahren gebaut wurden, kleinere Wärmepumpen mit 5-6 kW in Kombination mit bestehenden Gaskesseln. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Investitionskosten in den Niederlanden nach etwa fünf Jahren amortisieren. In Deutschland, so Bonato, sei einer Amortisation von rund sechs Jahren zu rechnen.
Die Wärmepumpe kann deutlich kleiner ausfallen
Aber warum soll eine Hybridlösung günstiger sein? Bonato begründet das zum einen mit dem Umstand, dass eine kleinere Wärmepumpe wesentlich kostengünstiger ist als etwa ein 12-kW-Modell. Außerdem sei es möglich, die kleine Wärmepumpe recht einfach in das bestehende Heizsystem einzubinden. Oft müssten nicht einmal die Heizkörper ausgetauscht werden, was sehr häufig der Fall ist, wenn man ältere Gebäude mit einer reinen Wärmepumpenlösung ausstattet. Schließlich wird die Wärmepumpe noch in den Rücklauf eingebunden, was weitere Energie spart. Und nur in der Spitzenlast, wenn die Wärmepumpe es nicht mehr schafft, den kompletten Wohnungsbedarf zu decken, dann springt eben die Gasheizung an.
Rainer Ortmann, Vice President Energiepolitik bei der Bosch Home Comfort Group, ließ keinen Zweifel, dass im Neubau sowie im sanierten Altbau die reine Wärmepumpe die effizienteste und günstigste Lösung ist. Doch derzeit gebe es noch 21 Millionen Heizkessel, davon 14 Millionen Gaskessel. "Dazu braucht es eine Lösung", so Ortmann. Und das könne die Hybridheizung sein. Selbst im optimistischsten Szenario der früheren Ampelregierung sei vom Idealwert von 500.000 neuen Wärmepumpen pro Jahr ausgegangen. Das würde immer noch nicht ausreichen, um tatsächlich in 20 Jahren klimaneutral zu werden. Und Ortmann betonte: Selbst existierende Gaskessel lassen sich zu einer Hybridheizung umrüsten.
Philipp Kienscherf vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität zu Köln präsentierte eine Studie seines Hauses zu Hybridheizungen. Die kommt ebenfalls zum Ergebnis, dass Gas-Hybridheizungen eine wirtschaftlich sinnvolle und praxistaugliche Alternative in Quartieren mit unsanierten Gebäuden sein können. In diesen Quartieren gebe es nicht "die eine Lösung für alles". Zwar verursache die Hybridheizung mehr Treibhausgas-Emissionen als eine Wärmepumpe, könne aber bereits drei Viertel der Emissionen gegenüber einer Gasheizung einsparen. Gleichzeitig werde bei der Hybridheizung nur ein Viertel der elektrischen Anschlussleistung einer klassischen großen Wärmepumpe benötigt.



