Eine Kartellbehörde lädt Grundversorger für Gas vor
Von Pauline Faust
Starke Preissteigerungen in der Grundversorgung im Gas und eine Kundenschwemme in Folge der Energiekrise haben die Landeskartellbehörde Niedersachsen auf den Plan gerufen. Sie hat im Jahr 2023 ein Verfahren gegen Wettbewerbsbeschränkungen zur Untersuchung der Grundversorgungstarife Gas in Niedersachsen eingeleitet (GWB, § 32e Abs. 1).
Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht. Die Behörde kündigte an, sich die zwölf teuersten Grundversorger noch einmal genauer anzusehen. Sie wiesen im September 2024 Preise auf, die mindestens 20 Prozent über dem Durchschnitt aller Grundversorger lägen.
Die Landeskartellbehörde will die zu Gesprächen eingeladen, Ziel sei es, "den Verdacht des Preismissbrauchs aufzuklären und gegebenenfalls einvernehmliche Kompensationslösungen für die Kundinnen und Kunden zu erreichen". Sollte keine Einigung erzielt werden, werden formelle Kartellverwaltungsverfahren eingeleitet.
Geschäftsführer über Vorgehen der Behörde verärgert
"Wir werden jetzt noch einmal dafür gestraft, dass wir in der Energiekrise die Feuerwehr waren", kommentiert Henning Radant, Geschäftsführer der Stadtwerke Wunstorf am Steinhuder Meer. Sie hatten, Stand der Erhebung der Kartellbehörde, den zwölfthöchsten Preis.
2022 hätten die Stadtwerke Wunstorf 1000 Kunden auf einen Schlag in die Grundversorgung aufnehmen und dementsprechend teuer Gasmengen hinzukaufen müssen. Das würde sich auch heute noch auswirken, zumal diese preissensiblen Kunden die Stadtwerke schon wieder verlassen hätten.
"Ich kann nicht nachvollziehen, warum wir hier wieder an den Pranger gestellt werden." Henning Radant, Geschäftsführer der Stadtwerke Wunstorf
"Wir haben schon die Erhöhung der Gasspeicherumlage nicht an die Kunden weitergeben", berichtet Radant. "Ich kann nicht nachvollziehen, warum wir hier wieder an den Pranger gestellt werden." Die Kartellbehörde hätte erst Gespräche führen sollen, dann wäre klar gewesen, dass die hohen Preise nicht Schuld der Stadtwerke seien.
Auch die Stadtwerke Osnabrück verwiesen auf die Energiekrise: "Wir werden die anstehenden Gespräche mit der Landeskartellbehörde konstruktiv nutzen, um unsere Tarifmaßnahmen – gerade mit Blick auf die besonderen Marktverwerfungen in Folge der Energiekrise – transparent darzulegen." Seit der letzten Preisänderung im August 2022 hätten die Stadtwerke ihre Gasgrundversorgungstarife stabil gehalten und zum März 2025 sogar deutlich gesenkt.
Behörde kritisiert weiterhin hohe Preisspanne
Die Behörde hingegen argumentiert in ihrem Bericht folgendermaßen: Im September 2021 musste der Kunde beim teuersten niedersächsischen Grundversorger 50 Prozent mehr für die gleiche Menge Gas zahlen als beim günstigsten niedersächsischen Grundversorger. Bis Januar 2023 sei dieser Preisunterschied im Markt auf 220 Prozent angestiegen. Die Spanne habe sich bis Januar 2024 zwar wieder auf 80 Prozent verringert, stieg dann im Herbst 2024 aber wieder auf 106 Prozent.
Selbst wenn die großen Preisspannen durch die besonderen Umstände der Energiekrise vorübergehend gerechtfertigt gewesen sein könnten, wäre zu erwarten, dass sich die Preisspannen im September 2024 wieder dem früheren Niveau angenähert haben sollten.



