Studie: Personalmangel und digitales Dilemma plagen den öffentlichen Sektor
Von Ruth Heer
Der öffentliche Sektor in Deutschland steht vor einem doppelten Kraftakt: Einerseits verschärft der demografische Wandel den ohnehin akuten Fachkräftemangel, andererseits hemmen gesetzliche Hürden die digitale Transformation.
Nicht zuletzt das Programm "CEO der Zukunft: Initiative gegen den Führungskräftemangel" unterstreicht, dass das Thema auch in der Kommunalwirtschaft hochaktuell ist.
Personalprobleme belasten mehr als Inflation und Zölle
Im Rahmen der Studie "Management-Prioritäten im öffentlichen Sektor 2025" konsultierte Horváth repräsentativ Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder des öffentlichen Bereichs in Deutschland. Dabei gaben 81 Prozent aller Befragten an, dass ihnen Personalprobleme zu schaffen machen und die Geschäftsentwicklung in diesem Jahr negativ prägen.
Damit belegt der Fachkräftemangel die traurige Spitzenposition unter den makroökonomischen Einflüssen, die das Geschäft erschweren, noch vor Inflation (57 Prozent) sowie Zöllen und hohen Energiepreisen (jeweils 29 Prozent). Das steht im starken Kontrast zur Privatwirtschaft, die vor allem Zins- und Inflationsraten als mögliche Belastungen einstuft.
Entsprechend anders sind die Managementprioritäten der öffentlichen Organisationen in der nahen Zukunft ausgerichtet; vorwiegend liegt der Fokus auf strategischen Personal- und Reorganisationsthemen.
"Während Personalprobleme in anderen Dienstleistungszweigen erst an dritter Stelle der makroökonomischen Faktoren mit den stärksten Effekten stehen, ist es im öffentlichen Sektor der stärkste Faktor", sagt Simon Arne Manner, Partner und Public-Experte bei Horváth.
Bürokratische Hürden verlangsamen Digitalisierung und KI
Beide Seiten forcieren Digitalisierung, KI-Implementierung sowie Cyber Security als klare Schwerpunkte für die kommenden Monate.
Insbesondere bürokratische Hürden machen es dem öffentlichen Sektor jedoch schwer, diese Ziele umzusetzen. So gaben fast 80 Prozent der Befragten an, dass exzessive Datenschutzregularien und komplexe gesetzliche Vorgaben die Digitalisierung torpedieren.
Gleichzeitig führten rund 80 Prozent zügige und digitale Fortschritte als dringend notwendig an, um Services aufrechterhalten und wertschöpfend arbeiten zu können.
"Der demografische Wandel schlägt im öffentlichen Bereich jetzt voll durch."
"Der demografische Wandel schlägt im öffentlichen Bereich jetzt voll durch", erklärt Manner. "Die digitale Transformation wird als Hebel erkannt und mit Priorität benannt – doch geht es mit der Automatisierung und der Effizienzsteigerung durch KI-Nutzung noch recht schleppend voran, was vor allem auf Datenschutz- und Bürokratiehürden zurückzuführen ist."
Öffentlicher Sektor hinkt der Privatwirtschaft hinterher
Damit hinkt der öffentliche Sektor der Privatwirtschaft in Sachen Digitalisierung und KI weiter stark hinterher.
Laut Horváth nutzt gerade einmal ein Viertel der öffentlichen Organisationen KI-Programme für operationale beziehungsweise ein Drittel für administrative Aufgaben; mehr als die Hälfte der öffentlichen Akteure hat sich mit dem Thema KI in der Unternehmenssteuerung noch gar nicht beschäftigt.
Zum Vergleich: Über alle Branchen hinweg hat nur jedes sechste Unternehmen noch gar keine prozessuale KI-Unterstützung in Angriff genommen. Damit wächst der Abstand von öffentlichen Unternehmen zur Privatwirtschaft beim digitalen Reifegrad und wird zum Risiko, resümiert die Studie.
Maßgeblich drückt sich dies mit Blick auf realisierbare Effizienzsteigerungen aus, wo der öffentliche Sektor im Schnitt fünf Prozent hinter der Privatwirtschaft liegt.
"Der öffentliche Bereich hat zum Großteil noch gar keine standardisierten Instrumente zur Messung und Bewertung von Effizienzzielen im Bereich Automation und KI", sagt Manner. "Auch hier stehen am Ende wieder besondere Datenschutzanforderungen den pragmatischen Lösungen im Weg."
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