Solarbranche unter Druck: Arbeitsplatzverluste nach Jahren des Wachstums

Von Elwine Happ-Frank

Die europäische Solarindustrie steht vor einem Wendepunkt. Nach Jahren außergewöhnlichen Wachstums, in denen der Sektor 2024 mit 865.000 Beschäftigten einen neuen Rekord erreichte, zeichnet sich für 2025 erstmals seit einem Jahrzehnt ein Arbeitsplatzabbau ab.

Das stellt der führende europäische Verband der Photovoltaikbranche SolarPower Europe in seinem jährlich erscheinenden "EU Solar Jobs Report 2025" fest. Besonders deutlich wird diese Entwicklung am deutschen Markt, der trotz seiner führenden Position in Europa die Auswirkungen der Branchenkrise spürt.

Schwäche des Heimsegments

Damit liegt die Bundesrepublik knapp vor Spanien mit 122.000 Vollzeitstellen und Italien, das mit über 100.000 Beschäftigten erstmals die sechsstellige Marke überschritt. Die größten nationalen Solarmärkte stellen auch die bedeutendsten Quellen für Solarbeschäftigung in der EU dar, doch die Dynamik hat sich grundlegend verändert.

Die Gründe für die Krise sind laut SolarPower Europe vielschichtig. Das Marktwachstum im Solarbereich werde 2025 voraussichtlich negativ ausfallen, hauptsächlich aufgrund der Schwächung des arbeitsintensiven Wohngebäude-Dachflächensegments, das lange Zeit der wichtigste Beschäftigungstreiber der Branche war.

Politische Rahmenbedingungen zögen nicht ausreichend Solarinvestitionen an und erfüllten die Verbrauchernachfrage, die infolge der Energiekrise entstanden sind, nur unzureichend. Gleichzeitig sehen sich europäische Hersteller mit globalen Produktionsüberkapazitäten und enormem Wettbewerbsdruck konfrontiert, heißt es in einer Zusammenfassung des Reports.

Entlassungen bei SMA Solar

Ein prägnantes Beispiel für die angespannte Situation liefert die SMA Solar Technology, die ihr Restrukturierungs- und Transformationsprogramm deutlich erweitern muss. Die anhaltend schwache Marktentwicklung und der rückläufige Auftragseingang für Heim- und Gewerbeanlagen zwingen das Unternehmen zu drastischen Maßnahmen.

SMA will Einsparungen in Höhe von mehr als 100 Millionen Euro vornehmen und plant bis Ende 2026 den Abbau von etwa 300 Vollzeitstellen in Deutschland sowie weiteren 50 Stellen international. Während d sich das Geschäft mit Lösungen für Großkraftwerke sehr gut entwickelt, erleben wir verglichen mit 2024 derzeit eine stark rückläufige Zubaurate im Heimbereich – insbesondere in unserem Kernmarkt Deutschland“, stellt der CFO des Unternehmens, Kaveh Rouhi, fest.

Dieser Fall verdeutlicht exemplarisch, wie selbst etablierte Branchenakteure unter dem Druck der veränderten Marktbedingungen leiden. Für die gesamte EU-Solarbranche wird erwartet, dass die Beschäftigung 2025 um fünf Prozent schrumpft und auf rund 825.000 Arbeitsplätze sinkt. Dies sei laut SolarEurope umso bemerkenswerter, als der Sektor im Vorjahr noch mit fünf Prozent Wachstum den EU-Arbeitsmarkt, der nur um 0,8 Prozent wuchs, deutlich übertroffen hatte.

Dennoch müsse dies nicht zwangsläufig der Beginn einer Niedergangsgeschichte sein. Die mittelfristige Prognose sieht eine Erholung der Beschäftigung ab 2026 vor, mit mehr als 916.000 Arbeitsplätzen bis 2029. Allerdings werde die symbolische Marke von einer Million Arbeitsplätzen damit höchstwahrscheinlich erst nach 2030 erreicht werden, viel später als ursprünglich erhofft.

Weiterhin fehlen Fachkräfte

Voraussetzung für diese Entwicklung seien jedoch die politischen Maßnahmen für Solar- und Speichertechnologien, die in Brüssel geschaffen und in den Mitgliedstaaten mit europäischen Bürgern und Unternehmen im Mittelpunkt umgesetzt werden müssen, die die Entwicklung der Solar- und Speichertechnologien unterstützt.

Trotz der Abschwächung des Arbeitsplatzwachstums in der Branche kämpft der Solarsektor weiterhin mit einem akuten Fachkräftemangel. Unternehmen haben europaweit Schwierigkeiten, genügend qualifizierte Elektriker, Dachdecker, Ingenieure und andere Solarspezialisten zu rekrutieren, insbesondere für die breitere Elektrifizierung im Wohnbereich.

Ohne schnelles Handeln drohe dieser Fachkräfteengpass das Solarpotenzial Europas zusätzlich auszubremsen, stellt SolarEurope fest. Die EU habe zwar mit Initiativen wie der Europäischen Solarakademie im Rahmen des Netto-Null-Industrie-Gesetzes begonnen zu reagieren, doch fehle es den europäischen Bemühungen im Vergleich zu anderen globalen Solarregionen noch an Größenordnung, Kohärenz und nachhaltiger Finanzierung.

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