Aachen sucht Wärme im Untergrund

Von Jürgen Walk

Die kommunale Wärmewende zählt zu den größten Herausforderungen für Städte in Deutschland. Mit dem Projekt "Geothermie für die Region Aachen" will der Energieversorger Stawag die Potenziale der Tiefengeothermie nutzen und so die lokale Wärmeversorgung klimafreundlich gestalten. Nun soll der Untergrund eines Gebiets nördlich der Stadt seismisch untersucht werden.

"Die Tiefengeothermie kann ein enormes Potenzial für eine nachhaltige Wärmeversorgung bieten", sagt Stawag-Vorstand Christian Becker. Ziel sei, noch mehr Menschen für die umweltfreundliche Fernwärme zu gewinnen. Deshalb baut die Stawag die Netze in dicht besiedelten Vierteln weiter aus.

Verlässliche Wärme aus der Tiefe

"Derzeit stammt ein Großteil der Fernwärme aus dem Braunkohlekraftwerk Weisweiler. In Zukunft wollen wir auf Wärme aus der Müllverbrennungsanlage, aus hocheffizienten Blockheizkraftwerken und aus erneuerbaren Energien setzen. Die Tiefengeothermie soll dabei eine tragende Rolle übernehmen."

Die Vorteile der Tiefengeothermie liegen für die Aachener auf der Hand: Sie liefert kontinuierlich Energie, ist unabhängig von Wetterbedingungen, benötigt keine Brennstoffe und beansprucht im Vergleich zu anderen Technologien nur wenig Fläche. Zudem knüpft die Region Aachen an eine lange Tradition an: Bereits die Römer nutzten die bis zu 70 °C warmen Thermalquellen in der Aachener Region. In Burtscheid versorgt die Stawag heute schon mehrere Gebäude mit dieser Energie.

Mit einem nun gestarteten Projekt sollen bislang unerschlossene geothermische Ressourcen im Untergrund nordöstlich von Aachen identifiziert werden. Ab Dezember werden dazu 2D-seismische Messungen durchgeführt. Messfahrzeuge, die "Vibro-Trucks", senden dabei Schallwellen in den Boden. Diese werden an den verschiedenen Gesteinsschichten unterschiedlich reflektiert. An der Oberfläche nehmen Messgeräte die Signale wieder auf.

Aus den aufgenommenen Daten können die Expertinnen und Experten ein genaues Bild der Gesteinsschichten im Untergrund erstellen. Gesucht werden vor allem wasserführende Schichten, die heißes Tiefenwasser enthalten. Das soll voraussichtlich bis mindestens Mitte 2026 dauern. Bestätigen die Messungen die Erwartungen, könnte die Stawag dann die Erschließung für die lokale Wärmeversorgung einleiten.

NRW setzt auf Geothermie

Nordrhein-Westfalen will beim Thema Erdwärme aufholen. Der 2024 gestartete Masterplan Geothermie des NRW-Wirtschaftsministeriums sieht eine deutliche Ausweitung der Nutzung vor. Unterstützt wird das Programm vom Geologischen Dienst NRW, der bereits erste seismische Untersuchungen im Raum Aachen vorgenommen hat. Das Projekt der Stawag ist Teil dieses Masterplans und wird durch das Land gefördert.

Die Aachener blicken dabei eigenen Angaben zufolge auch nach Bayern: Dieser Blick zeige, dass sich der Aufwand lohnen kann. Im Freistaat erzeugen rund 25 Anlagen jährlich über 2,8 Terawattstunden Wärme aus Geothermie. Sollte sich das Aachener Potenzial bestätigen, könne die Aachener Region einen entscheidenden Schritt in Richtung klimaneutrale Wärmeversorgung machen.

Doch auch in anderen Teilen Nordrhein-Westfalens sind Geothermieprojekte geplant oder werden umgesetzt. Besonders im Rheinland und in der Ruhrregion laufen Untersuchungen zu potenziellen Standorten. 

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