EnBW testet neuartigen Speicher – Energiepark nutzt Wind und Sonne
Von Julian Korb
Mit einem neuartigen Batteriespeicher unter anderem aus alten E-Auto-Akkus soll im Landkreis Heilbronn (Baden-Württemberg) ein deutschlandweit einzigartiger Energiepark entstehen. Die Batterien aus zwölf Elektrofahrzeugen erhalten laut dem Energiekonzern EnBW so ein zweites Leben als stationäre Speicher. Sie sollen im Tandem mit einem Natrium-Ionen-Speicher arbeiten.
Beide Speichertechnologien gibt es schon, wie ein EnBW-Sprecher erklärte. Neuartig sei die Kombination, die die jeweiligen Stärken verbinde: Die Lithium-Ionen-Akkus aus den Fahrzeugen eigneten sich für eine schnelle Be- und Entladung, während die Natrium-Ionen-Batterien stabile und langanhaltend Leistung abgeben könnten. Zudem seien ihre Rohstoffe breiter verfügbar.
Optimale Kopplung der Technologien
Beide Speicher haben den Angaben nach zusammen eine Leistung von 1,22 Megawatt (MW) und eine Gesamtkapazität von 2,25 Megawattstunden (MWh). Rechnerisch könnten sie zwei Stunden lang die Strommenge zur Verfügung stellen, die rund 3400 Haushalte verbrauchen. Sie sollen Ende des Jahres in Betrieb gehen.
Das Fraunhofer ISE entwickelt und implementiert dabei das nötige Energiemanagementsystem für die optimale Kopplung der Technologien. Dabei wird der Einsatz der Technologien und ihr Zusammenspiel unter realen Betriebsbedingungen erforscht. Das Forschungsprojekt wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt.
"Batteriespeicher helfen dabei, kurzfristig die wetterabhängige Erzeugungsleistung von Erneuerbaren mit dem tatsächlichen Bedarf zusammenzubringen", sagte Konzernchef Georg Stamatelopoulos laut Mitteilung.
Gemeinsam mit wasserstofffähigen Gaskraftwerken, die vor allem für längere Einsatzzeiten wie Dunkelflauten notwendig seien, stellten Speicher die nötige Flexibilität im System zur Verfügung. "In der richtigen Mischung und Dimensionierung entsteht dann ein ganzheitliches Energiesystem, das Kosteneffizienz, Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit in Einklang bringt."
Gebrauchte Batterien verhindern Emissionen
"Der geplante Einsatz von gebrauchten E-Auto-Akkus im Batteriespeicher zeigt: Erneuerbare sind auch führend in Aspekt Recycling und Ressourceneffizienz", erklärte Umweltministerin Thekla Walter (Grüne). Mit den gebrauchten Batterien lassen sich der EnBW zufolge im Vergleich zu einem Container mit neuen Batterien rund 70 Prozent an CO₂-Emissionen verhindern.
Der Standort werde zudem Sonnen- und Windenergie kombinieren – auf einer Fläche, mit einem gemeinsamen Umspannwerk. Das spare Netzanschlusskosten.
Zweitgrößte Photovoltaikanlage
Der neuartige Hybridbatteriespeicher soll auf dem Gelände in Gundelsheim unter anderem mit einem mehr als 55 Hektar großen Solarpark verbunden werden, der nun offiziell eröffnet wurde. Dessen rund 110.000 Photovoltaik-Module haben laut EnBW eine installierte Leistung von 58 MW. Es sei damit die zweitgrößte Photovoltaikanlage in Baden-Württemberg.
Für zwei geplante Windkraftanlagen laufe das Genehmigungsverfahren noch. Insgesamt werde der 64 Hektar große Energiepark jährlich so viel Strom erzeugen können, wie rund 30.000 Haushalte in diesem Zeitraum verbrauchen. (jk mit dpa-Material)
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