Glasfaser: SWM startet wohl größte Stadtwerke-Kooperation mit der Telekom

Von Pauline Faust

Die Stadtwerke München (SWM) und ihre Telekommunikationstochter M-net setzen für den weiteren Glasfaserausbau auf eine langfristige Zusammenarbeit mit der Telekom. München werde zur ersten Großstadt in Deutschland mit einem vollumfänglichen Glasfaserausbau-Plan für das gesamte Stadtgebiet, erklärten die SWM.

Ziel der Kooperation sei es, Glasfaserkabel direkt bis in die Wohnungen und Geschäftseinheiten zu legen. Dafür erhalten M-net und die Telekom Deutschland gegenseitig Zugang zu den jeweiligen Glasfaserinfrastrukturen.

Rund 650.000 Wohnungen und Geschäftseinheiten in der Münchener Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen haben die SWM seit 2009 bereits mit Glasfaser erschlossen. Bislang enden die Leitungen meist im Keller der Gebäude. In den kommenden Jahren sollen die Anschlüsse nun konsequent bis in jede Wohnung und Geschäftseinheit weitergeführt werden. Eigentümer von Gebäuden im Glasfasernetz von SWM und M-net können ihre Häuser dann kostenfrei erschließen lassen. Dies erfolge unabhängig davon, ob der einzelne Bewohner bereits Verträge über Glasfaser-Internet abgeschlossen hat.

Eine halbe Million Anschlüsse

Die Kooperation mit der Telekom umfasst perspektivisch rund 550.000 Anschlüsse und somit einen Großteil der durch die SWM erschlossenen Wohn- und Geschäftseinheiten. Dabei erhält jede Wohnung und jede Geschäftseinheit eine Glasfaser-Anschlussdose mit zwei Eingängen, jeweils einen für M-net und Telekom. Kunden können so frei wählen, welchen Anbieter sie nutzen möchten: M-net, die Telekom oder einen anderen Anbieter, den die jeweiligen Partner neben ihren Eigenmarken mitbringen.

Die Telekom selbst hat 2021 begonnen, für weitere 300.000 Haushalte in der Landeshauptstadt die Glasfaser auszubauen. "In München kombinieren wir jetzt erstmalig doppelt: Eine Kooperation mit unserem Glasfaser-Eigenausbau flankieren wir mit der kooperativen Erschließung der letzten Teilstücke im Gebäude. So machen wir München zu einer Blaupause für zukunftsweisende Kooperationen", sagt Rodrigo Diehl, im Vorstand der Telekom für das Deutschland-Geschäft zuständig.

Mit der Kooperation solle der Ausbau erschwinglicher werden und Überbau vermieden werden. Die SWM setzten darauf, dass ihre Glasfaserinfrastruktur so effizienter genutzt wird.

Kritik aus der Branche: "Selbst große Stadtwerke hilflos gegen Telekom"

Eine andere Perspektive auf den Kooperationsdeal kommt vom Verband der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM ). "Die Telekom sendet in München ein fatales Signal: Gewährt uns Zugang zur passiven Infrastruktur oder ihr werdet überbaut", erklärt VATM-Geschäftsführer Frederic Ufer.

Erst durch den angekündigten und teilweise begonnenen Überbau des gesamten Münchner M-net-Netzes und durch ihre konsequente Verweigerung, das gut ausgebaute Glasfasernetz der Münchner Stadtwerke-Tochter M-net auf Bitstrom-Basis anzumieten, komme eine Vereinbarung zustande. "Dass die Stadtwerke München als Mutter von M-net diesem Druck nachgegeben haben, zeigt, wie hilflos selbst das größte Stadtwerk Europas der Marktmacht der Telekom gegenübersteht", so Ufer. "In München sehen wir gerade, wie die Strategie eines marktmächtigen Unternehmens, das die Wettbewerber aus dem Markt drängen will, verfängt."

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